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AutorenbildJonas Derksen

Tragödie im spanischen Gebirge

Aktualisiert: 7. Okt. 2021

Am 22.08.2021 war endlich der Tag, an dem ich meinen Bruder am Málaga Flughafen treffe. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits 4200km auf dem Tacho. Wenn sich jemand fragt, wie es meinem Popo geht. Sehr belastend! Das erfordert schon sehr viel Willensstärke, da nicht aufzugeben. Jede weite Strecke erfahre ich ein Brennen am Hintern, wie als wenn ich meine Finger ins Feuer halte.

Bewusste Umwege

Was motiviert mich die extra Meilen zu fahren? Es sind die unglaublichen Bergstraßen mit atemberaubenden Landschaften, mit denen ich teilweise bis zu 5h länger zur Destination brauche, als wenn ich die Autobahn nehmen würde. Ganz bewusst entscheide ich mich für Routen, die kaum befahren sind. Zum Einen habe ich die Straßen für mich, und kann das Fahrerlebnis zu 100% genießen. Zum Anderen verfolge ich das Ziel die schönsten Orte Spaniens zu filmen. Diese befinden sich nun mal nicht bei den Autobahnen. Wobei dies auch im Auge des Betrachters liegt.

Die Nacht am schönsten Ort Spaniens


Bevor ich meinen Bruder abholte, habe ich die vorherige Nacht an dem schönsten Ort von Spanien verbracht, den ich bisher für mich entdeckt habe. Eine unglaubliche Aussicht auf See, Bergen und Sonnenuntergang, hat mein Herz zum Schmelzen gebracht.



So eine tiefe Dankbarkeit habe ich in dem Moment für alles verspürt, womit ich gesegnet bin. Da gibt es echt einiges! Freudentränen liefen an meinen Wangen herunter. Alleine, dass ich diese Möglichkeit habe, so einen Trip zu machen, empfinde ich als keine Selbstverständlichkeit! Ich möchte jeden Moment mit all meinen Sinnen genießen.

Was macht man bei extrem starkem Gefälle und die Bremse versagt?


Wie es solche wunderbaren Momente gibt, erlebe ich immer wieder Schockmomente, die mich abends im Bett weiterhin zittern lassen. So ein Tag war heute mal wieder! Da es eher bewölkt angesagt war, wollten wir mit dem Motorrad paar Meter zurücklegen und sind in Richtung Sierra Nevada Nationalpark gefahren. Kaum sind wir wieder auf der Bergstraße nach oben, kommt eine schöne Aussicht auf Landschaften nach einander. Als ich vor ein paar Tagen eine kleine Panne mit meinem Motorrad auf einer Landstraße mitten im nirgendwo hatte, und ich dort in der Zwischenzeit ein lustiges Tanzvideo mit Dr.ONE aufgenommen habe, wollte mein Bruder mit mir gemeinsam einen #motodance aufnehmen. So haben wir einen Halt an einer Stelle mit Aussicht auf einen See und Bergen ausgesucht und Dr. ONE ausgepackt. Mit der Funktion Mastershots hat sie uns automatisch gefilmt und wir konnten einfach mal mit unseren Helmen abdancen. Autos, die bei uns vorbeigefahren sind, haben gehupt und mitgevibed. Alle haben diese Aktion gefeiert. Hat sich wieder bisschen mehr nach Freiheit angefühlt.



Kurz nach dem Video fing es an mies zu laufen. Wir waren auf dem Weg zu der höchsten Stelle des Berges bei ca. 3000m Höhe. Nach 2h Fahrt sind wir kurz vor unserem Ziel. Doch dann war der letzte Weg gesperrt. Wir befanden uns über 2500m bei den Skipisten. Wie öfters bei meinem Trip mussten neue Pläne geschmiedet werden. Wir fanden einen coolen Ort auf Google Maps, der dicht an einem See war. So sind wir los. Uns war allerdings nicht bewusst, wie gefährlich der Weg dahin sein wird. Die ersten paar Kilometer waren ganz normal Bergstraße. Dann sind wir in eine Straße gefahren, die sehr schmal und ohne Leitplanke ausgestattet war. Zum Glück sind uns keine Autos entgegen gekommen. Plötzlich kamen wir auf eine Straße, die extrem starkes Gefälle hatte. Aufgrund der schmalen Straße und des Gefälles, konnten wir nicht umdrehen. Mehrere Kilometer bin ich mit getretener Rückbremse und angezogener Vorderradbremse den Berg runtergerollt. Selbst im 1. Gang mit Motorbremse war ich zu schnell. Hätte ich eine von beiden Bremsen losgelassen, wäre wir so schnell geworden, dass wir bei der nächsten Kurve rausgeflogen wären. Bei den ersten Kilometern lief alles gut. Dann bemerkten wir, dass wir immer schneller wurden. Ich versuchte die Rückradbremse stärker zu treten. Doch ich bekam keinen Widerstand zu spüren. Ich ließ los, und trat nochmal rein. Immer noch kein Widerstand. Mein Tacho zeigte bereits 60kmh an. Ich bekam Panik, da die Bremse versagte. Ich drückte mit meiner ganzen Kraft in die Vorderradbremse und weichte in eine kleine Bucht nach links ein, die Gottseidank gerade da war. Ich bekam das Motorrad auf einer Schrägen nach oben zum Stehen. Es roch verschmorrt. Ein Qualm trat aus den Bremsbauteilen. Ich dachte nur: „Was hätte ich gemacht, wenn die Vorderradbremse auch durch gebrannt wäre? Ich hätte keine Chance gehabt, zum Stehen zu kommen.“ Sofort habe ich per App die Pannenhilfe beim ADAC angefordert. Keine Minute später bekam ich einen Anruf vom ADAC. Allerdings meinten sie, dass die spanische Pannenhilfe nicht so gut ausgerüstet sei, wie die in Deutschland, sodass eine sofortige Abholung nicht möglich sei. Es war bereits 19 Uhr und die Werkstätte alle geschlossen. Am nächsten Morgen wollten sie sich dann drum kümmern eine geeignete Werkstatt für mich ausfindig zu machen.


Die tierische Überraschung

An dem Ort wo wir waren, konnten wir die Nacht nicht verbringen. Also mussten wir uns auf den Weg machen, etwas suchen, wo wir schlafen konnten. Die Bremsen werden beim aufwärts fahren kaum benötigt, sodass wir den Weg ganz nach oben gefahren sind. Angekommen bei einer Aussichtsplattform, wollten wir unser Zelt aufbauen. Allerdings war der Boden und die Vegetation voll mit Dornen und Disteln. Keine Chance, für einen komfortablen Schlafplatz. Bei der Aussichtsplattform war noch eine Familie, die den Sonnenuntergang genossen hat. Es lagen zwei Hunde dort. Zunächst dachten wir, dass diese zu der Familie gehörten. Als sie ohne sie weggefahren sind, wurde uns bewusst, dass hier oben frei rumlaufende Wildhunde sind. Wir fuhren weiter. Auf dem Weg lag ein weiterer Hund mitten auf der Straße. Mit großen Augen guckte er uns an, als ich langsam um ihn herum fahren wollte. Kaum war ich nur noch 5 Meter von ihm entfernt, fing er an auf uns zu zu laufen und laut zu bellen. Er attackierte uns. Da ich mich erschrocken hatte, kam ich kurz ins Schleudern. Allerdings konnte ich das Motorrad halten und mein Bruder hat den Hund weggetreten, um einen Biss ins Bein zu verhindern. Eine Horde Bergziegen blockierten 50m weiter die Straße. Unfreundlich begrüßten uns ein paar Böcke, indem sie uns stolz ihre angsteinflößenden Hörnern zeigten. Wir mussten unseren ganzen Mut zusammen nehmen, um im Slalom ohne eine Ziege zu verletzen die Horde zu umfahren. Kurz bevor wir aus der Dunkelheit ein kleines Dorf mit Laternen erreichten, sah ich wie ein Fuchs schnell über die Straße flitzt und im Gebüsch verschwindet. Ein Wildcampen bei diesen tierischen Überraschungen kam für uns nicht mehr in Frage. Also begaben wir uns auf die Suche nach einem Hostel/Hotel. Online haben wir ein Hostel gefunden, was relativ günstig zu buchen war. Als wir dort ankamen, merkten wir schnell, dass es entweder viel zu spät war, um einzuchecken (23 Uhr) oder das Hostel zu war. Letzteres war der Fall. Das Hostel hat nur zur Wintersaison geöffnet. Wie fast jedes Hotel dort im Dorf. Es war schwierig etwas zu finden, wo wir bleiben konnten. Endlich haben wir ein Hotel gefunden, das offen hatte. Dann sahen wir 4-Sterne. Eine Nacht hätte pro Person mehr als 280€ gekostet. Etwas was wir uns nicht leisten konnten bzw. wollten. Es war dann schon Mitternacht. Dann fing es auch noch an zu regnen. Wir sahen 2 Personen spazieren, die uns dann ein Hotel zeigten, welches bisschen versteckt war. Dort blieben wir dann die Nacht.


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